Urige Feldwege führen durch die historisch gewachsene Kulturlandschaft der großen Güter Mecklenburgs. Die Felder sind hier besonders groß, das Land befand sich Jahrhunderte lang im Besitz alter Adelsfamilien. Die langsame Besiedelung des bevölkerungsarmen Ostens im Laufe der Jahrhunderte und der für die Zivilbevölkerung verheerende Dreißigjährige Krieg begünstigen eine Struktur in der die Gutsherrschaft zur dominierenden Gesellschaftsordnung wurde. Ein typisches Beispiel für das klassische Mecklenburgische Gut ist Ludorf. Die hier beschriebene Wanderung führt Sie zu den Spuren seiner Vergangenheit.
Die Wanderstrecke führt zunächst zur Müritz, am Ufer entlang, bis in das Örtchen Zielow, mit seiner kleinen Fachwerkkirche. Zielow war ein Vorwerk von Ludorf und dem Gut zugehörig. Erst als im Jahr 1821 die Leibeigenschaft in Mecklenburg abgeschafft wurde, konnten sich die Zielower von ihrem Gutsherrn, damals war das ein Hauptmann Joseph E. von Knuth, freikaufen. Sie galten fortan als sogenannte Lehnsbauern, erhielten ihr Land also direkt vom Landesherren, dem Großherzog von Mecklenburg, als Lehen. Zum Zeichen ihres neu gewonnen Stolzes ließen sie die alte verfallene Kirche abreißen und 1833/34 neu errichten. Sie ist zwar nicht besonders groß, doch sind die Zielower besonders stolz auf ihre kleine Fachwerkkirche, steht sie doch für ihren Sieg in einem langen Kampf gegen Unterdrückung und Unfreiheit.
Nach der Durchquerung einer Moorlandschaft, vorbei an großen Feldern, erreicht man das kleine Gutsdorf Solzow. Die Kastanienallee die am Ort vorbei führt wurde als Allee des Jahres 2004 gekührt. Hier sieht man eine gut erhaltene Kipplore, die als Teil einer Feldbahn auf einem privaten, zum Gut gehörigen Gleisnetz eingesetzt wurde. Diese Strecke verband die Ziegelei Solzow mit einem Anleger an der „Kleinen Müritz“, wo die Ziegel verschifft werden konnten.
Am Rande des kleinen Gutsdorfs Solzow steht das Anfang des 19. Jh. im Biedermeierstil erbaute Gutshaus. Ursprünglich im Besitz der Familie von Hahn, kauften die Ludorfer von Knuths das Gut Ende des 17. Jahrhunderts. Es wurde entweder verpachtet oder diente der jungen Generation als Wohnsitz, während die Eltern das Ludorfer Herrenhaus bewohnten. Heute ist das kleine Gutshaus im Besitz der Familie Schubert, die es liebevoll als Hotelbetrieb führt. Von Mittwoch bis Sonntag hat das Café geöffnet und es wird ein wunderbarer, sehr empfehlenswerter Stachelbeere-Baiser-Kuchen serviert. Wer das Gutshaus besichtigen möchte, muss links in den Ort hineingehen, an dem unsere Wanderstrecke sonst nur vorbeiführt.
Jetzt geht es auf den Rückweg, zur alten Ziegelei, von wo man, wenn man sich umdreht noch einmal einen schönen Blick auf das kleine Solzower Gutshaus und seinen Park hat. Von einem Künstlerpaar bewohnt, sind in der ehemaligen Ziegelei des Gutes heute einige Ferienwohnungen entstanden. Früher spielten die Ziegel eine große Rolle als Baustoff für die vielen Gutsgebäude, die noch heute das Ortsbild der Mecklenburgischen Gutsdörfer prägen. Das letzte Stück führt auf einem schönen, aber kaum noch erkennbaren Weg zwischen zwei Äckern und eine kleine Schonung hindurch auf einen alten Feldweg, der bis zurück nach Ludorf führt.
Die Tour enthält einen kleinen Abschnitt (< 2 km) auf der Landstraße zwischen Vipperow und Solzow.